Lernzieldimensionen und -stufen
Lernzieldimensionen
Der Begriff Lernziel (LZ) ist häufig mit der von Bloom entwickelten Lernzieltaxonomie verknüpft. Bloom unterscheidet drei Lernzieldimensionen:
- kognitive LZ
- affektive LZ
- psychomotorische LZ
Diese Taxonomie hat unter anderem die Schwäche, dass bestimmte Lernziele, die über reines kognitives Wissen hinaus gehen und eine Anwendung dieses Wissens erfordern, nicht sauber einzuordnen sind. Bei manchen Autoren (z.B. Berck) finden sich in Erweiterung der Bloom'schen Taxonomie eine zusätzliche LZ-Dimension:
- formale Lernziele
Berck unterscheidet dabei im Detail kognitiv-formale LZ (als Fähigkeit) und psychomotorisch-formale LZ (als Fertigkeit). Die von Berck verwendeten Begriffe "Fähigkeit" und "Fertigkeit" zeigen direkt die Schnittstelle zwischen den "alten" Lernzielen und der aktuellen Kompetenzbetrachtung. Dadurch wird auch deutlich, dass Kompetenzen nichts neues sind. Berck sieht formale LZ als zielgerichtete Anwendung von Wissen und/oder psychomotorischem Können. So ist z.B. Mikroskopieren weder ein rein kognitiver Prozess noch die einfache Kombination des Kognitiven mit psychomotorischen Fähigkeiten. Alle Arbeitsschritte (Präparationstechnik, Auswahl der Vergrößerung etc.) müssen der aktuellen Situation angepasst und ggf. "online" modifiziert werden. Formale LZ und Kompetenzen sind sich also "sehr ähnlich".
Lernzielstufen (eigentliche Bloom'sche Taxonomie)
Lernziele unterscheiden sich unabhängig von ihrer Dimension durch ihre Komplexität. Bloom ordnet in Abhängigkeit von dieser Komplexität nach verschiedenen Stufen.
- für kognitive LZ:
- Wissen
- Verstehen
- Anwenden
- Analyse
- Synthese
- Evaluation
- für affektive LZ:
- Aufmerksamwerden, Beachten
- Reagieren
- Werten
- Strukturierter Aufbau eines Wertesystems
- Erfüllt sein durch einen Wert oder eine Wertstruktur
- für psychomotorische LZ:
- Imitation
- Manipulation
- Präzision
- Handlungsgliederung
- Naturalisierung
Da im System nach Bloom keine formalen Lernziele (LZ-Dimension) existieren, kann hierzu auch keine Stufung nach Bloom angegeben werden (soweit mir bekannt, stammen auch die angegeben Taxonomiestufen im affektiven und psychomotorischen Bereich nicht von Bloom, hier war insbesondere D. Krathwohl aktiv).
Robert F. Mager (USA) hat gute Lernziele sinngemäß definiert als „eine zweckmäßige Zielbeschreibung, mit der es gelingt, die Unterrichtsabsichten dem Leser eindeutig und ohne Missdeutung mitzuteilen“. Deshalb gibt er auch bei der Lernzielformulierung zu vermeidende Verben wie z. B. „verstehen“ an, da diese keine Überprüfung anhand erkennbarer Handlungen der Lerner (Operationalisierung) erlauben. Zur Beschreibung des eigentlichen Fein-LZ darf das Verb "verstehen" also nicht eingesetzt werden, die Komplexitässtufe "Verstehen" existiert davon unbenommen für kognitive LZ. Man muss als Lehrer nun Handlungen/Verben (Operatoren) finden, mit denen man ein LZ auf diesem Niveau eindeutig und überprüfbar beschreiben kann.
Nicht überprüfte Hypothese aus der AG Fachdidaktik: Alle Verben, mit denen man ein LZ nicht in der Form "Die SuS sollen .... können." formulieren kann, sind keine validen Operatoren! (vgl. z.B. "wissen" und "kennen").
Wenn man kompetenzorientierten Unterricht anstrebt, ist ein Output im Sinne von handelndem Umgang mit Wissen das Ziel. Vor diesem Hintergrund wird beim Betrachten der Taxonomie für kognitive Lernziel klar, dass erst die Stufen ab "Anwenden" diesem Ziel gerecht werden und deshalb auch im Unterricht angestrebt werden müssen, ohne den notwendigen Unterbau zu vernachlässigen.
Eine sehr ausführliche und hilfreiche Betrachtung von Lern- und Lehrzielen hat die Ruhr-Universität Bochum zusammengestellt.